11./12.4.2020 Ostern hinter der Scheibe

Allein der Papst im Petersdom. Der Segen durchs Laptop-Glas. Eierstutzen mit den Großeltern per Video-Telefonie. Zwei Stutzkönige – da alle Familien ihren Gewinn einzelnen anvisieren. Oma schrottet als Stutzkönigin ihr Ei am Handyglas, als sie mit der Enkelin um den endgültigen Sieg kämpft. Viel fühlt sich normal an, das Suchen, die Freude, der Frust der Kinder. Das Frühstück ist ausufernd, die Inline-Runde auch.

So viele Osterlämmer waren noch nie. 9 haben wir über den Tag verteilt am Karsamsstag in den Backofen geschoben. So viel Schokolade und bunter Streusel war auch noch nie. Sogar auf den Hasen. Ich fürchte so viel Zeit war noch nie. Das Einkaufen fiel schnell und kurz aus, keine Gäste, kein Aufwand. Endlose Sommerzeit unter dem Rasensprenger und im Backofen. Finale Ligure fehlt trotzdem. Bisschen den Berg hochkurbeln oder runter trailen, der Fuß im Meer, die Seele entspannt, das Tramezzini im Bauch, auf der Piazza gelato-essenden Familien begutachten, österlich gestylte Italiener bewundern. Auch wenn es augenscheinlich den Besitzern des alteingesessenen Parkhotel Castellos, das wir alljährlich an Ostern besuchen, gut geht. Sagen sie zumindest in der Antwort auf meine Frage-Email an sie. Die musste sein. Seit Jahren bekomme ich das erste Mal Osterpost einer Freundin, „wenn wir uns schon nicht sehen können“. Und ich fahre Lämmchen an Freundin und Patenkinder aus. Das ist systemrelevant. Wat ein scheußliches Wort.

Auch der Ostermontag ward herrlich. Sommerwetter in der Wolfszahnau. Wir legen Eier im Garten der Patchwork-Großeltern und Patentante. Sitzen auf einer Kiesbank am Lech und werfen Steine. Der heimische Lech. Schöne Kindheitserinnerung, als Osterferienprogramm hat er die letzten Jahre nicht gedient. Mountainbike, Tramezzini und SUPen an der Riviera begehrte unsere Seele. Ich bin unschlüssig, was ich davon halten soll. Da alle eingefroren zwischen den Grenzen sitzen, akzeptiere ich das huldvoll. Wat soll’s. Hülft ja nüscht.