Umarmung, Nähe und soziales Glück am Geburstag. Wie geht das mit Social Distancing? Perfekt.
Nur Familie und eine (1!) Freundin am Sonntag (statt dem erlaubten Montag) zu treffen. Das war der reduzierte Corona-Feier-Plan. Es kam anders. Es gab eine Tortenlieferung, einen Blumenhaustür-Schnack und Freundinnen-Treff vorgezogen. Die dritte kam dazu. Eine Tuba spielt spontan vom Balkon Happy Birthday. Zu Hause wartet meine Freundin Vika mit Kindern in der Einfahrt. Um 20 Uhr lag ich darnieder. Social Overload.

Es fing mit der Schokoladentorte meiner Eltern vor der Haustüre an. Den Teller in der Hand standen beide Elternteile und ich anderthalb Meter voneinander entfernt in der Einfahrt – essend und sprechend. Irgendwann bugsierte ich sie in den Garten – wir standen uns einander gegenüber wie bei einem Tennismatch. Und trotzdem: Seit fünf Wochen das erste Mal, dass ich zu Hause andere Menschen um mich habe. Und ein längeres Gespräch mit meinen Eltern führe, inklusive Mimik, Erstaunen, Lachen und Gestik. Mir werden an der Haustür dicke Tulpen überreicht, ich reiche Kuchen zurück. Mir wird ein Geschenk vor die Tür gelegt und die nächste Freundin sitzt überraschenderweise in meinem Garten. 2 Meter entfernt, ich reiche Torten weiter. Als ich zum halblegalen Freundinnen-Treffen aufbreche, leide ich schon unter leichter Sprechmüdigkeit. Und es geht weiter. Spontan trifft auf der Straße – in 2 Meter Abstand – eine dritte dazu. Die Tuba, die eigentlich um 18 Uhr im Corona-Gedenken „Freude schöner Götterfunken“ spielt, widmet sich danach spontan einem Geburstagslied. Meinem. Besonderers, sozialer und vor allem unerwarteter war er nie. Dieser Tag der Geburt.
Und da wir heute schon privat unterwegs sind: Markus Hampl ist Sportler. Ein ziemlich guter, extremer und spezieller. Wer in der Jugend auf einer väterlich gezimmerten Holzrampe im eigenen Garten BMX fahren lernt, im Winter überdacht weiter übt, konnte nur so enden: Als professioneller BMX Rider & Shaper for BMX and MTB Events. Er lebt in Frankreich an der Atlantikküste mit seiner Frau Virginie. Wenn er nicht gerade in Leogang den Wald für Downhill-Trails abholzt oder Hügel für Events aufschichtet, surft er dort. Was zur Zeit verboten ist, die Strände sind gesperrt. 1 km Radius ist Privatpersonen erlaubt, für weitere Strecken sind Nachweise nötig oder Strafen werden fällig. Gruppenbildung ist wie überall unerwünscht.
Sorgen macht mir die Dummheit der Menschen. Es könnte viel einfacher sein.
Markus Hampl,
Markus und Virginie arbeiten beide quasi freiberuflich. Virginie ist Sport-, Yoga-, Pilates- und Budokon-Lehrerin. Sie gibt ihre Kurse online, lernt viele neue Leute kennen und profitiert von der neuen Herausforderung.
Ich bin in der Arbeit relativ unabhängig. In Leogang arbeite ich im 2er-Team in 50 Meter Entfernung im Wald. Nicht dramatisch. Wir haben uns bisher ganz gut raus manövriert.
Markus Hampl
Viel Schlaf, leckeres Frühstück, neue Liebe Wolfzahnau, Sonne tanken am Lech mit Rennrad. Gewitterschauer á la Sommer. Ab morgen dürfen wir eine Person außerhalb des Haushalts treffen. Alles entspannt also. Oder Markus?
Nachtrag: So entspannt übrigens, dass während der Corona-Zeit diese kreative Zusammenarbeit mit seinem Freund Julien Chad entstand: