„Hektisches Warten“ , nennt Hedi Schröck ihren Ärzte-Alltag aktuell. Sie ist Kinderanästhesistin am Dartmouth-Hitchcock Medical Center in New Hampshire, gut 400 Kilometer von New York City entfernt. In zwei Metern Abstand zum Spind anstehen. Fieberkontrolle und Hustenscreening, seit drei Wochen Routine. „Mein Leben ist jetzt völlig anders. Im Gegensatz zu „nicht-essentiellen“ Personen gehe ich natürlich noch in die Arbeit, aber dort gestaltet sich der Arbeitsalltag vollkommen neu. Es arbeiten weniger Menschen und ich stelle mich täglich erst einmal zu Fiebermessen und Husten-Screening an. In der OP-Umkleide versuche ich niemand zu nahe zu kommen.“

Die Schutzkleidung mit Maske tragen die Ärzte bereits vor dem Intubieren, denn symptomatische Patienten sind ansteckend. Da sehr viele Operationen verschoben wurden, sind die Ärzte früher fertig, doch das Üben für Covid und das Herrichten an Extra-Material nimmt viel Zeit in Anspruch.
Eine Pandemie, die plötzlich über die Welt kommt, empfindet Hedi als nicht wirklich überraschend. Was die Ärztin aber als unerwartet beschreibt, ist die Tatsache, dass die Krankenhaussysteme global völlig überwältigt werden: „Dass man nicht genug Medikamente haben wird und so simple Sachen wie Masken, das ist heftig. Es hätte mich vielleicht nicht so überraschen sollen, aber es hat mich jedenfalls wachgerüttelt.“

28 Schritte sind es derzeit, um die Schutzkleidung korrekt anzuziehen. Auch für den OP gibt es klare Protokoll-Anweisungen. Schritte und Anordnungen gibt die 3-fache Mutter auch an ihre Kindern weiter. Denn es ist möglich, dass sie selbst eventuell für eine Zeit in ein Hotel ziehen muss.

„Ich gehe davon aus, dass ich es schon irgendwann kriegen werde, wie die meisten Leute – aber ich hoffe, dass es bei mir nicht so schwer verläuft. Für viele meiner Kollegen bedeutet das 10 Tage extreme Schlappheit, Fieber und Gliederschmerzen … vielleicht habe ich es ja sogar schon gehabt?“
„Ich empfinde es als ein tatsächliches Problem, wenn auf einmal alle Krankenhäuser voll sind wegen einer bestimmten Krankheit. Andere Notfälle oder auch dringliche Sachen wie Krebsoperationen finden nicht statt. Das ergibt extra Todesfälle, die aber schwer messbar sind, weil sie nicht unmittelbar zu 100 Prozent auf Covid zurück geführt werden können und damit auch in keiner Statistik auftauchen.“