2. April 2020 Tanz mit mir! Mit Mundschutz in der Sonne im leeren Flughafen.

Der Stuttgarter Flughafen stellt seinen Betrieb ein und in Paris wird ein großer Markt zur Leichenhalle erklärt. Portugal verlängert den Ausnahmezustand und das Robert-Koch-Institut empfindet das Tragen eines Mundschutzes nun doch generell empfehlenswert. Vor den Fenstern glüht die Sonne, die Löwenzähne kleben am Boden, eine erste Biene verirrt sich. Die Nachbarin wünscht ein „Über-den-Zaun-Pilates-Training“ – das führen wir kommende Woche ein. Sie könnte auch im Netz tief tauchen, denn an Sport- und Fitnessangeboten mangelt es dort nicht. Der gesperrte Bürger treibt Sport, so empfinde ich. Die Ballettprofis trainieren zu Hause, sieht man auf Instagram. Doch was ist mit den Schülern, hunderte, die einmal oder fünfmal die Woche in ein Balletttraining eilen? In kleinere oder größere inhabergeführte Ballettstudios?

Ballettakademie ohne (Luft)sprünge

Vier lichtdurchflutete Tanzsäale, riesige Industriefenster im Glaspalast. Ohne schleifende Schläppchen, ohne federnde Changements und Échapées. Ohne diagonale Spagatsprünge. Nur eine Person tanzt dort, angeleitet von Natalie Böck, die ein Video aufzeichnet für hunderte ihrer Schüler, des Dancecenter No1.

Natalie Böck, Dancecenter No1, Augsburg.

Die UN-Klimakonferenz wird verschoben – auf 2021. Und 6,6 Millionen Menschen erklären sich in den USA für arbeitslos. Eine Ärztin sagt mir, dass ihre Freundin in New York sich sorgt. Banden und Obdachlose prägen bereits das Bild der Innenstädte. Die Arbeitslosigkeit wird die Mutlosigkeit verstärken. Viele New Yorker seien bereits in Florida oder Arizona. In Spanien sterben 10 000 Menschen.

Der Kontakt zu gewissen Menschen heute macht mir Mut: Menschen, die den Kopf mit der Vernunft nach oben tragen, ihrer Arbeit stoisch nachgehen, wie eine Dermatologin, eine Kieferorthopädin oder die Leiterin und der Leiter einer Ballettschule, Natalie und Istvan. Denn alle Veranstaltungen im 25. Jubiläumsjahr sind bis August abgesagt. Und trotz bedrohlicher Zukunftsszenarien arbeiten sie diszipliniert, für die Schüler, für ihr Projekt, ihr Unternehmen, an der Zukunft. Einen Tag nach dem anderen. Mit Haltung und Courage.

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